Gut gemacht: öffentliche Flächen

Ausgewählte Best-Practice-Beispiele öffentlicher Flächen stellen wir hier vor.

© Stadt Salzburg, A. Killer

Glanufer soll aufblühen
Ob am Straßenrand, an Uferböschungen, auf Balkonen oder in privaten Gärten. Blühende Grünflächen sind für Bienen, Käfer und andere Insekten lebensnotwendig. Deshalb will die der Stadt Salzburg Flächen wieder ökologisch aufwerten und zusätzlichen Lebensraum für Insekten schaffen. Gemeinsam mit dem Naturschutzbund und in Kooperation mit Gärtnermeister Franz Hönegger wurde am Glanbach auf einer Länge von fast 300 Metern der Boden für eine bunte Blumenwiese bereitet: Auf der Größe eines Fußballfelds wurde der Humus entfernt und auf insgesamt 2.200 qm Fläche wird regionales Saatgut ausgesät. Auf der Fläche bei einem Wohnbauprojekt soll sich die Pflanzen- und Tierwelt in aller Vielfalt wieder ausbreiten können. Damit entsteht nicht nur Lebensraum für die Natur, auch der Hochwasserschutz wird mit so verbessert und gleichzeitig auch ein attraktives Lebensumfeld für die Stadtbewohner geschaffen.


© Land Salzburg

Natur in der Gemeinde, Salzburg
„Gemeinsam Lebensqualität erhalten“, unter diesem Motto werden im Land Salzburg Gemeinden kostenlos und professionell auf dem Weg zu mehr Biodiversität begleitet. Durch Rat und vor allem Tat sowie Information und Einbindung der Bevölkerung soll mehr Lebensraum und Artenvielfalt auf Gemeindeflächen entstehen. Gemeinden dienen als Vorbild und regen zum Nachmachen an, das Naturbewusstsein der Bevölkerung wird erhöht. Im ersten Projektjahr sind fünf Gemeinden mit dabei. Obertrum am See, Göming, Oberalm, St. Koloman und Weißbach bei Lofer - sie alle werden drei Jahre lang vom SIR betreut: Gemeinsam werden Flächen festgelegt, die sich in ein Insektenparadies umgestalten lassen. Dann wird mit heimischen Pflanzen und Pflege naturnah gestaltet und gepflegt. Auch Vernetzung, Erfahrungsaustausch und Fortbildung auf dem Programm. Die Umsetzung findet in engem Austausch mit den Bauhöfen statt. Ganz wichtig ist auch, die Bevölkerung bei jedem Schritt zu informieren.

© G. Haderer

Totholz für die Biodiversität in Linz
Im Schiltenbergwald im Süden von Linz mussten von den städtischen Forstbetrieben viele kranke Bäume gefällt werden. Der Großteil wird wie bisher der Verwendung zugeführt. Ein paar dicke alte Stämme durften aber im Wald liegenbleiben. Dieses Totholz ist ein unverzichtbarer Lebensraum für viele Pilzarten, selten gewordene Insekten und viele andere Kleinlebewesen. Auch für einige Wildbienenarten wie Holzbienen oder manche Pelzbienen, die im Totholz nisten, ist es ein willkommenes natürlichen „Insektenhotel“. Blindschleichen, Feuersalamander und andere Amphibien finden dort Versteck- und Überwinterungsplätze. Einige sehr alte, teilweise schon morsche Bäume wurden aus Sicherheitsgründen gekappt und dürfen nun als „Baumpension“ für Spechte, Kleiber und andere Höhlenbewohner stehen bleiben. Die gute Zusammenarbeit von Forstfacharbeitern des Magistrats Linz mit dem Naturschutzbund OÖ wird sich für die Biodiversität positiv auswirken.


© ÖNB Archiv

Wiesenanlagen-Anleitungs-Schlüssel
Welche Wiese passt zu welchem Standort und wie lege ich sie am besten an? Eine Anleitung von „Natur im Garten“ führt auf den individuellen "Wiesen-Weg". So soll der Ansaat-Erfolg erhöht und die Anlage dauerhafter, standortsangepasster und regionaltypischer Naturwiesen in den Gemeinden ermöglicht werden. Ein "Wiesen-Wiki" erklärt die Fachbegriffe, damit auch AnwenderInnen mit weniger Erfahrung den Anleitungsschlüssels nutzen können. Der Abschnitt „Saatgutbeschaffung und Ansaat“ beschreibt die nötigen Schritte nochmal, sodass es auch in dieser Phase möglich ist, den für die eigene Gemeinde geeignetsten Weg auszuwählen. Sollten auf dem Wiesenweg noch Fragen auftauchen, steht das Team der Grünraumservicestelle am „Natur im Garten“ Telefon unter der Nummer 02742 / 73444 gerne zur Verfügung.

 

© Doris Landertinger

Netzwerk bunter Blumenwiesen in Sooß
In Sooß in Niederösterreich  konzentriert man sich seit zwei Jahren ganz im Sinn von NATUR VERBINDET  auf die Erhaltung der Artenvielfalt. Die Weinhauer und der Dorferneuerungsverein haben beschlossen den heimischen Wildpflanzen neue Flächen zum Wachsen zu geben und damit auch Bienen & Co zu fördern. Zum Beispiel in den Weingärten, aber auch im Betriebsgebiet, etwa bei der Firma Miramondo, die auf einem halben Hektar brachliegender Fläche Wildhecken und Blumenwiesen hat. Insgesamt 11 km Weingartenzeilen wurden mit Wildblumensamen aufgewertet. Auch auf anderen Flächen örtlicher Unternehmen und der Gemeinde wurden Wiesenblumen eingesät. Heuer kamen noch weitere Brachflächen von Privatpersonen und Winzerbetrieben dazu. Fortsetzung 2021 folgt, so soll in Sooß ein Netzwerk von mehreren Hektar bunter vielfältiger Blumenwiese entstehen. Dafür wurde die Gemeinde auch von vielfaltleben ausgezeichnet.


© Henndorf

Henndorf blüht auf
In der Flachgauer Gemeinde Henndorf soll es wieder grünen und blühen, daran arbeitet seit letztem Frühjahr eine Initiative der Gemeindeentwicklung mit vielen Partnern. Gemeinsam will man den Fortbestand heimischer Insekten und Nützlinge durch neue Lebensräume sichern: Insektenhotels und Blühflächen sollen dafür sorgen, dass sich Nützlinge (wieder-) ansiedeln und auch "wohlfühlen". Der Kneippark wurde völlig neu und einladend gestaltet für Wildbienen, Schmetterlinge, Hummeln, und alles was summt und brummt. Mit dabei beim Teamwork waren viele Henndorfer Vereine, das Bildungswerk und die "Gesunde Gemeinde Henndorf".



© LUA

Naturnahes Öffentliches Grün in Tirol
Die Tiroler Umweltanwaltschaft will Gemeinden dafür gewinnen, über Jahrzehnte bunte Blühstreifen und Blumenwiesen mit Wildpflanzen zu schaffen und unterstützt sie dabei. Im Rahmen der Initiative "Blüten.Reich - Gemeinsam für Vielfalt" berät sie gemeinsam mit dem Naturgartenprofi Reinhard Witt Tiroler bei der naturnahen Gestaltung von öffentlichem Grün.
Und es gibt schon erste konkrete Pläne und auch blühende Ergebnisse – etwa in Eben am Achensee, Fieberbrunn, Kirchbichl, Vils, Volders, Westendorf und Wörgl. Interessierte Tiroler Gemeinden sind eingeladen, sich unverbindlich an Stefanie Pontasch zu wenden: s.pontasch[at]tiroler-umweltanwaltschaft.gv.at


© Augustin

Vorbild: Bienenfreundlich, bunt & artenreich
Beim Projekt "Naturnahe Blühflächen", das der Naturschutzbund mit Unterstützung des Landes in Salzburg gestartet hat, wurden im Spätherbst in drei Pilotgemeinden auf ehemals kurzgeschorenen Rasen bunte Blühflächen angelegt. Jetzt zeigen sich die ersten Erfolge - Seeham, Lamprechtshausen und Seekirchen blühen richtig auf: Kornblumen, Narzissen, Salbei & Co aus regionaler Herkunft beleben die Gemeinde.
Das freut nicht nur Einwohner und Besucher, sondern auch Insekten. Denn eine naturnahe Gestaltung öffentlicher Flächen bringt Blütenpracht und Leben zurück in die Orte und bietet Nahrung und Rückzugsraum für Bienen & Co.



© Voser

In alter Schönheit - Direktbegrünung
Mit der Übertragung von Mähgut können bestehende Flächen angepasst an die lokalen Gegebenheiten aufgewertet  und wertvolle Wiesen neu geschaffen werden. Das zeigen die Langzeitergebnisse der ersten Direktbegrünung des Schweizer Botanikers Peter Voser vor 40 Jahren beim Botanischen Garten in Zürich. Die beispielgebende Aktion war von Erfolg gekrönt. Eine südexponierte Fläche, die noch unbewachsen war, hat sich nach einer Mähgutübertragung im Laufe der Jahre zu einer wunderbaren Blumenwiese entwickelt und etabliert. Während in den ersten Jahren bereits um die 40 Pflanzenarten kartiert wurden, hat sich die Zahl mittlerweise verdoppelt.


© ÖNB Archiv / Wikimedia Tigerente

Leonding: Eine besondere Hecke
Hecken bereichern die Landschaft und bieten zahlreichen Tieren, z. B. Hasen, Rebhühnern oder Igeln einen Lebensraum. Die von der Stiftung für Naturschutz bei der Remise in Leonding gepflanzte Hecke erfüllt aber noch andere Aspekte - sie fördert selten gewordene Sträucher.
Bei der Heckenpflanzung wurden nämlich Gehölzarten, die in Oberösterreich vom Aussterben bedroht sind, gezielt eingebracht, um sie zu erhalten:
Dazu zählt der Zwerggeißklee (Chamaecytisus ratisbonensis), ein kleiner gelb blühender Strauch, aber auch die seltene Wein-Rose (Rosa rubiginosa) und die Essig-Rose (Rosa gallica). Die Fläche, auf der die neue Hecke steht, befindet sich im Eigentum der Stadt Leonding und wird von der Stiftung für Natur des Naturschutzbundes Oberösterreich betreut.


© Senecura

Altenmarkt: Blühvielfalt beim Seniorenheim
„Ohne Blumen keine Bienen“ unter diesem Motto  hat das Sozialzentrum Senecura und die Marktgemeinde Altenmarkt das Projekt „Lasst Blumen blühen“ gestartet. Die Bewohner und Mitarbeiter haben 2016 vor dem Seniorenheim und beim Gemeindeamt Blühflächen angelegt. Die Entwicklung der Blumenwiese wird von allen gepannt beobachtet: „Ich freue mich schon sehr, wenn es wieder zu Blühen beginnt und die Bienen Nektar sammeln“, sind die Senioren sind ganz begeistert.
"Als nächstes soll jetzt ein Bienenvolk angesiedelt werden", so Heimleiter Jakob Steffner. "So haben unsere Bewohner die Möglichkeit, die Vegetation aus nächster Nähe zu beobachten und es werden Erinnerungen an die schönen Blumenwiesen von früher geweckt."


© Leutgeb-Born

St. Pölten: Blumenwiesen in der Stadt
Die Stadt St.Pölten lässt auf ihren Flächen Blumen blühen – und das auf vielfältige Weise. Die Stadtgärtnerei schafft Wildblumenwiesen in Parks und Grünflächen, mäht viele Flächen erst im Herbst und magert sie aus, indem das Mähgut abtransportiert & kompostiert wird. Die Infotafel „BLÜTENMEER am Straßenrand und in der Stadt“ erklärt warum. Auf den großen stadteigenen „Harlander und Spratzener Brunnenfeldern“ werden blütenreiche Halbtrockenrasen und Orchideenwiesen von Landwirten im Rahmen von ÖPUL im Sinne der Natur gepflegt: Späte Mahd, keine Düngung und keine Pestizide. Andere Flächen werden durch Beweidung offen gehalten, um die Vielfalt an Blütenpflanzen und Gräsern soweit wie möglich zu erhalten. Auch ca. 7000 m² Feuchtwiesen am Nadelbach werden nur einmal im Herbst gemäht: Weidenröschen und blutroter Storchschnabel sind nicht nur farblich schön, sondern ziehen auch viele Insekten an.

© Krautzer

Gumpenstein: Schlossgarten als Wildblumenparadies
Der öffentlich zugängliche Gumpensteiner Schlossgarten entstand in seiner jetzigen Form in den Jahren 2002 bis 2003 und ist ein gutes Beispiel für naturnahe Parkgestaltung:
Im Zufahrtsbereich des Schlosses wurde ein Biotopbereich mit drei verschiedenen Grünlandgesellschaften – Bergwiese, Glatthaferwiese (6.143 m²), Halbtrockenrasen – sowie zwei Wasserflächen und eine Schotterbank mit der Deutschen Tamariske als Pflanzenhighlight angelegt. Westlich des Schlosses wurde die ehemalige Gärtnerei planiert, verbleibende Streuobstbäume in einen Landschaftspark hineingeplant und eine Glatthaferwiese eingesät. Die Wiesen gehören zur Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt Raumberg-Gumpenstein, werden zweimal gemäht und haben sich über die Jahre gut entwickelt bzw. gut erhalten.

© Zottl-Paulischin

Enzesefeld Lindabrunn: Buswarten bunt gemacht
Die Gemeinde Enzesfeld-Lindabrunn hat mehrere Gemeindeflächen als Wildblumenwiesen gestaltet. Ein besonders schönes Beispiel ist die etwa 200 m² große „Blumenwiese beim Buswartehäuschen“. Auf der Wiese zwischen Straße und Bahn wurde Rewisa-Saatgut angesät. Die heimischen, trockenheitsliebenden Pflanzen - unter ihnen Steinnelken und Malven - zeigen jedes Jahr ihre bunte Blütenpracht. Die gemeindeeigene Fläche wird extensiv gepflegt und maximal zweimal jährlich schonend mit dem Balkenmäher gemäht.
Die Bevölkerung mag die bunte Wiese, die auch immer wieder von Schulklassen besucht und bestaunt wird.


© Neumarkt / ÖNB Archiv

Neumarkt am Wallersee: Verzicht auf Gift
Straßenränder und Pflasterritzen werden schnell von Pflanzen erobert - im Siedlungsraum ist das aber oft unerwünscht, vor allem wenn er Schäden an Bauwerken oder Wegen verursacht. Allzu schnell wird zur chemischen Keule gegriffen, die für Mensch und Umwelt alles andere als harmlos. Dabei ist der Unterhalt von Straßenrändern und öffentlichen Plätzen auch ohne Gift möglich. Deshalb hat Neumarkt ein Heißdampfgerät zur thermischen Unkrautregulierung angeschafft, das  gemeinsam mit  Henndorf und Seekirchen am Wallersee  eingesetzt wird. Das Gerät funktioniert im Prinzip wie ein großer Durchlauferhitzer. Er erzeugt Wasserdampf, der direkt auf die Pflanzen gesprüht wird und dort die Eiweißstrukturen der Wurzeln zerstört. So können die Gemeinden gänzlich auf ‚Roundup‘ verzichten und leisten damit einen wesentlichen Beitrag zum Naturschutz. Bleibt zu hoffen,  dass andere Gemeinden dem Beispiel folgen.

© Übelbach

Übelbach: 1. Essbare Gemeinde Österreichs
Mit der Umgestaltung des Spielplatzes in eine essbare Permakultur-und Wildniskulturanlage, die von jedermann gepflegt und beerntet werden kann, kam ein neuer, frischer Wind in die steirische Gemeinde. Die Bevölkerung setzte sich mit den Themen Garten, Gartengestaltung und soziales Miteinander intensiv auseinander. Der Gemeinderat beschloss einstimmig  jederzeit zugängliche und benutzbare Selbsternteflächen einzurichten, was vielfältig genutzt. In nur zwei Jahren entstanden fünf unterschiedliche, chemiefreie Gärten, die entweder von Privatpersonen, Firmen  oder Vereinen, ehrenamtlich betreut werden. Kindergarten und -krippe sowie Schülerhort und Volksschule sind durch Pflanz- und Naturprojekte langfristig in das Projekt integriert. Ein reger Besucherstrom aus dem In- und Ausland ist seit 2013, in dieser 2.000 Einwohner zählenden Gemeinde, zu verzeichnen. Das schlägt sich natürlich auch in steigenden Übernachtungen, in der Gastronomie und in der örtlichen Geschäftswelt positiv zu buche.



.