Gut gemacht: Bunte Säume & Wegränder

Wie man an Straßen und Wegen Blühvielfalt fördern kann, stellen wir an einigen Beispiele hier vor.

© pixabay / Christine Pühringer

Blühende Wegränder und Feldsäume im Göttinger Land (DE)
Das 2022 abgeschlossene Leaderprojekt des Landschaftspflegeverbands wollte zur Erhaltung und Entwicklung von vielfältigen Wegrändern im Göttinger Land beitragen. Gestartet wurde mit einer Sensibilisierungskampagne über die ökologische Bedeutung von Wegränder und ihre optimale Pflege. Dabei richtete man sich v.a. an die die örtlich wirtschaftenden Landwirt*innen und die verantwortlichen Städte und Gemeinden als Eigentümer*innen der Wege. Neben Informationsveranstaltungen, Gebietsbereisungen und Vor-Ort-Beratungen wurden an einigen Standorten in Kooperation mit den verantwortlichen Wegrand-Bewirtschafter*innen modellhaft zukunftsweisende Pflegemaßnahmen erprobt und umgesetzt. Parallel zum Informations- und Beratungsangebot wurden in der Folge auch Versuche zu insektenschonenden Mahdtechniken durchgeführt und Verwertungsmöglichkeiten für das Mähgut gesucht.

 

© Hans Peter-Ecker

Vorbildliche Dammpflege durch viadonau
Der Hochwasserschutzdamm in Linz-Urfahr ist Lebensraum und Rückzugsgebiet für viele oft selten gewordene Pflanzen und Insekten. Vom Pleschingersee donauabwärts wird der Damm jetzt auf Anregung des Naturschutzbunds OÖ von viadonau artenschonend gepflegt. Gemäht wird mit dem Balkenmäher. Das Mähgut bleibt zum Abtrocknen einige Tage liegen, so können die Samen der Blumen ausfallen. Dann wird es abtransportiert. Das ist zwar etwas arbeitsaufwändiger, doch im Gegensatz zum Schlägeln und Absaugen werden die zahlreichen Kleinlebewesen wie Schmetterlingsraupen oder Käfer verschont. Auch ein Verfilzen und die Nährstoffanreicherung durch das sonst übliche Mulchen wird so vermieden. Durch die naturschutzfachlich richtige Pflege des Dammes haben Echtes Tausendguldenkraut, Gewöhnliche Golddistel und Kleiner Feuerfalter jetzt eine Überlebenschance!

 

© Stefanie Pontasch

Rastplätze auch für Bienen
Im Rahmen der NATUR VERBINDET Kooperation will die Asfinag an ausgewählte  autobahnnahen Flächen natunah gestalten und diese in Blühflächen umzuwandeln. Eine dieser neuen Blühflächen liegt an der Tiroler Inntalautobahn bei Pettnau. Nach der Abmagerung des Bodens durch mehrmaliges Fräsen wurden standortgerechte Wildblumensamen von Hand ausgebracht. Bei laufenden Kontrollen wurde darauf geachtet, dass sich keine ungewünschten Pflanzen ansiedeln. Die Folgepflege  unterscheidet sich deutlich von der üblichen Herangehensweise: Es wird seltener und relativ spät gemäht – das Mähgut bleibt dann einige Tage liegen, erst danach wird es entfernt. So können die Samen der abgemähten Kräuter und Gräser ausfallen und sich optimal auf der Wiese verbreiten. Da nur zweimal im Jahr gemäht wird, ist es auch eine deutliche Arbeitsersparnis. Der Erfolg gibt dem Autobahnmeister recht: Nach zwei Jahren hat sich eine bunte, artenreich Feuchtwiese entwickelt, die in immer neuen Farben leuchtet.


© Daniela Zeschko

Blühwiesen am Straßenrand in Graz
Im Rahmen einer Kooperation haben Natur.Werk.Stadt und Naturschutzbund in der Stadt Graz Blühwiesen angelegt. An drei Straßen im Stadtgebiet wurden speziell auf mageres Substrat solcher Standorte abgestimmtes Saatgut der HBLA Gumpenstein ausgebracht. Mit dem Pilotprojekt will die Stadt Wildbienen einen Lebensraum anbieten und die Biodiversität im Siedlungsraum erhöhen. Aber auch das Stadtbild soll aufgewertet und der Bevölkerung Erholungsraum und lebendige Grünflächen bereitgestellt werden. Gemäht werden die Flächen übrigens maximal zweimal pro Jahr, auch das dient der Artenvielfalt.




© Holzinger

Regau hat was ausgeheckt!
Die neue Ortsumfahrung von Regau stellt nicht nur eine Entlastung des Ortszentrums dar, sondern bietet seit April auch ein ökologisch wertvolles und naturnah gestaltetes Verkehrsbegleitgrün. Eine artenreiche, robuste Hecke mit wenig Pflegebedarf aus überwiegend heimischen Bäumen (Traubenkirsche, Eberesche, Birke, …) und Sträuchern (Hasel, Holler, Weiden, …) bietet Nahrung und Unterschlupf für Bienen, Schmetterlinge und Vögel. Gleichzeitig schützt sie Fußgänger, Radfahrer und die Straße vor Wind und Schnee und die bunten, duftenden Blüten sowie die Herbstfärbung und Früchte erfreuen die Spaziergänger. Zwischen den Sträuchern wurde Blumenwiesensaatgut von heimischen, regionalen Wildblumen angesät, die dank der attraktiven Blüten ebenfalls Nahrung für Insekten produzieren.

© ÖNB Archiv

Blühflächen Rothneusiedl & Johannesberg
Im Zuge diverser Projekte legt die Asfinag viele Grünflächen im Nahbereich von Autobahnen und Schnellstraßen an. Diese werden meistens durch den Straßenbetrieb bewirtschaftet und betreut. Einige bereits bestehende und für Bienen & Co besonders wertvolle Flächen hat die Asfinag zur Initiative NATUR VERBINDET beigetragen. Besonderes Highlight und „Vorzeigeprojekt“ sind die Blühflächen im Süden Wiens entlang der Wiener Außenring Schnellstraße S1, die im Rahmen der Landschaftsgestaltung speziell im Sinne der Natur geplant und mit gebietsheimischem Saatgut angelegt worden sind.




© ÖNB Archiv

Großglockner Hochalpenstraße blüht auf!
Die Blütenpracht, bedingt durch die verschiedensten Lebensräume an der Nord- und Südseite vom Tal bis zum höchstem Punkt (2.572 m), ist beeindruckend. Allein etwa 60.000 (!) Orchidee blühen blühen jedes Jahr entlang der alpinen Straße. Diese Vielfalt gibt es auch dank des Bemühens der Straßenverwalter. Die Großglockner Hochalpenstraßen AG mäht daher die Böschungen bewusst so spät wie möglich - je nach Seehöhe, ihrer Lage auf der Berg oder der Talseite, auf der Sonn- oder der Schattseite zu verschiedenen Zeitpunkten. Wo es geht, vermeidet man geradlinige Mähstreifen und hilft auch mit der Sense nach. Gemäht wird nur einmal im Jahr. Der Zeitplan für die "ökologschie Mahd" wurde gemeinsam mit Eberhard Stüber, dem Naturschutzbund Ehrenpräsidenten festgelegt. Es freut uns sehr, dass die GROHAG nun 5.500 m² Blumenwiesen bei NATUR VERBINDET einbringt! Sie will damit zeigen, dass es auch im Hochgebirge möglich ist, Straßenränder naturnah zu pflegen und andere motivieren diesem Beispiel zu folgen.

© ÖNB Archiv

Sulmtalbahndamm: Die längste Hecke Österreichs?
Die Trasse der stillgelegten Sulmtalbahn (Bezirk Leibnitz) ist eine wahre Naturoase mit 445 Pflanzen- und Tierarten. Das 11,3 km langen Heckenband ist wichtiger Lebens- und Rückzugsraum und Korridor in der beinahe ausgeräumten Landschaft und erhält den genetischen Austausch innerhalb von Arten. Bereits 1998 hat der Naturschutzbund den Bereich von Kaindorf bis Gleinstätten gekauft und konnte die ursprünglich 17 ha mithilfe von Spenden sogar um um weitere 21 erweitern. Um die Artenvielfalt erhalten zu können, ist  laufende Pflege nötig: Durch späte Mahd der Magerwiese und ein abschnittsweises „Auf-den-Stock-Setzen“ der Hecke werden Wiesenbereich und Heckenband mit den angrenzenden Strukturen entlang der aufgelassenen Bahntrasse als Biotopverbundsystem erhalten.

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